Schifffahrt und Eisenbahn am See

1871 hat die Gesellschaft Nordostbahn die Eisenbahnlinie Schaffhausen – Romanshorn, genannt Seelinie, in Betrieb genommen. Die Eröffnung der Seelinie fällt in eine Zeit des technischen Aufbruchs. Die Entwicklung der Dampfmaschine ermöglichte die Industrialisierung der Wirtschaft. Um Rohstoffe und Industriegüter transportieren und die neu entstandenen industriellen Zentren der Region erschliessen zu können, wurden rund um den Bodensee Eisenbahnlinien gebaut, auf dem Bodensee wurden Dampfschiffe in Fahrt gesetzt und Trajektschiffe zur Beförderung von Bahnwaggons in Betrieb genommen. 

Trajekte – die Fähren der Eisenbahn, wie sie noch genannt werden – transportierten nur wirtschaftliche Güter, für den Personentransport waren sie nicht bestimmt. 

Das erste Dampftrajektschiff auf dem Bodensee wurde 1869 gebaut. Es verkehrte zunächst zwischen Romanshorn und Friedrichshafen, später zwischen Romanshorn und Lindau. Die Trajektschiffe fuhren täglich. Sie gewährleisteten einen raschen Gütertransport von Land zu Land. 

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Trajektschiffe eingestellt. Durch die anfangs gebauten Eisenbahnlinien wurden zunächst nur die grösseren Orte erschlossen, weil diese sich bereits zu Industriestandorten entwickelt hatten. Das seit 1840 bestehende Kantonsspital Münsterlingen hat erst 1998, also 127 Jahre nach Eröffnung der Seelinie, eine eigene Bahnhaltestelle erhalten. Zuvor mussten Bahnreisende die etwa 700 Meter entfernte Bahnhaltestelle Münsterlingen – Scherzingen benützen.