Blick nach Hagnau –Immenstaad

 

Da Immenstaad früher im Einflussgebiet des Klosters Münsterlingen lag, mussten damals die Immenstaader den Zehnten an das Kloster Münsterlingen entrichten. Bei Jahren mit einer Seegfrörni wurde dies mit Hilfe von Schlitten ­bewerkstelligt. Erst 1848 mit der Aufhebung des Klosters Münsterlingen endete diese Tradition. 

Der Zehnten bestand aus Hühnern, Fleisch, Wurst, Obst, Getreide und Schnaps. 

Zu Zeiten der badischen Revolution nutzten junge Burschen zur Fastnachtszeit von 1849 das Fasnetspiel, um ihren Unmut über die politische Situation Kund zu tun. Dies missfiel der Obrigkeit. Trotzdem fand man sich 1863 erneut zusammen, um die fünfte Jahreszeit mit einem Fasnetspiel zu feiern. Gegründet wurde die Narrenzunft 1845. In dieser Zeit wurde die Tradition des Zehnten abgeschafft. So lag es nah, die Narrengesellschaft als «Hennenschlitter» zu bezeichnen. 

Anlässlich der Seegfrörni 1963 kam eine Delegation der Hennenschlitter über den See nach Münsterlingen. Dabei brachten sie den Zehnten mit. Die Freude über das spontane Treffen war auf Schweizer Seite gross und man bewirtete die Gäste im Gasthaus Hecht. Unter die Besucher von der anderen Seite des Sees mischten sich Münsterlinger Bürger und Behördenmitglieder. Es entstanden Kontakte, welche bis heute in Freundschaft gepflegt werden. So entstand die «Hechtler-Clique». 

Zwar haben die Schweizer keine ausgeprägte Fasnachtskultur, doch jedes Jahr nehmen die «Hechtler» an der Fasnacht in Immenstaad teil und pflegen die ­Beziehungen über den See seit Jahren. So ist die «Hennensuppe», ein bunter Abend in Immenstaad genauso ein Muss für jeden Fasnächtler, wie der Fasnachtsumzug und die Prinzenhochzeit am Schmutzigen Donnerstag.

Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Seegfrörni brachten die Hennenschlittler die Fasnacht nach Münsterlingen. An einem unvergesslichen Fest wurden am 9. Februar 2013 die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Altnau, Hagnau, Immenstaad und Münsterlingen ausgiebig gefeiert. 

Im Verlaufe der 50 Jahre drohten diese fasnächtlichen Verbindungen, in der stark gewachsenen Münsterlinger Bevölkerung in Vergessenheit zu geraten. Den «Hechtlern» gelang es in den vergangenen Jahren nicht, sich mit entsprechendem Nachwuchs zu verjüngen. So drohte die Auflösung der «Clique» aufgrund fehlenden Nachwuchses. Eine Gruppe jüngerer Münsterlinger wurde durch den 9. Februar 2013 inspiriert und gründete im Einvernehmen mit den «Hechtlern» einen neuen Fasnachtsverein, welcher auch Familien und jüngere Fasnachtsfreunde ansprechen soll. Im November 2013 wurden die «Münster­linger Klostergeister» gegründet. Bereits an der Fasnacht 2014 nahm man an Veranstaltungen in Immenstaad teil. Ursprünglich gab es Überlegungen, die «Hechtler» in den neuen Verein zu integrieren. Just zum 50. Geburtstag der «Hechtler» konnte der Oberhecht Heiri Brunner sein Amt an Richard Entenmann übergeben. So kann die Gruppe der «Hechtler» weiter autonom bestehen und bietet nicht mehr ganz jungen Männern und Frauen aus der Region die Gelegenheit zur Pflege gesellschaftlicher Kontakte.

«Hechtler» und «Klostergeister» sind aber keineswegs als Konkurrenz zu verstehen. Sie ergänzen sich und sorgen dafür, dass die historischen Beziehungen nach Immenstaad weiterleben. So koordiniert man die Besuche in Immenstaad untereinander und pflegt den freundschaftlichen Kontakt.

 

(Quelle: Buch „Wir sind Münsterlingen - Geschichten und Leben einer Seegemeinde“)